Wem gehört die Humboldt Universität?

Die Frage lässt sich eindeutig wie folgt beantworten: „Nicht dem Gasthörer!“ Zu diesem Schluss kommt jedenfalls ein kurioses Schreiben, das derzeit an der Humboldt Universität Berlin kursiert.

„Bis vor kurzem führte der Gasthörer ein Dasein am Rande des normalen Universitätsbetriebs,“ heißt es in dem besagten Text von Sébastien Roussel, der sich selbst als Gasthörer an der HU zu erkennen gibt. Und weiter: „Dieses Dasein hatte nicht einmal einen ‚Status‘. Vielleicht lag genau genommen gerade darin sein Wert.“

Und dann kommt’s dicke: „An der Humboldt Universität zu Berlin wird jetzt von einem Gasthörer, der an einem Kurs teilnehmen möchte, verlangt: 1.) vom Immatrikulationsbüro ein orangefarbenes Formular für Gasthörer zu holen; 2.) es auszufüllen; 3.) es von dem betreffenden Lehrenden unterschreiben zu lassen; 4.) das Formular vollständig und unterschrieben zur Verwaltung zu bringen ; 5.) sich an die Kasse der Universität zu begeben, dort eine Gebühr zu entrichten und 6.) sich mit dem Kassenbeleg wiederum von der Verwaltung die Bestätigung über das Recht, an diesem Kurs teilzunehmen, aushändigen zu lassen.“

Wer die Klageschrift des empörten Gasthörers samt einer gesellschaftstheoretischen Interpretation des wahnwitzigen HU-Bürokratisierungseifers („Die moderne Gesellschaft scheint auf dem Weg zu ihrer totalen Funktionalisierung bereits unfähig geworden zu sein, irgendetwas Ungeregeltes in ihrer Mitte zu akzeptieren“) in voller Länge lesen möchte, sei auf die Internetseite des Institut de démobilisation verwiesen. Dort wurde der lesenswerte Text im Mai diesen Jahres veröffentlicht, bevor er seinen Weg über die Verteiler bis in dieses Blog fand.

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