Private und/oder unternehmerische Hochschulen

Die European Business School (EBS) in Wiesbaden hat eine Mission: „Durch Thought-Leadership sind wir Impulsgeber für Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.“ So steht es auf der Homepage. Und jetzt das:

Die European Business School (EBS) in Wiesbaden bildet die Manager-Elite von morgen aus. Ob der Präsident der privaten Hochschule seinen Studenten als Vorbild dienen kann, ist derzeit jedoch mehr als fraglich. Wegen des dringenden Verdachts der Untreue ist Christopher Jahns am Montag festgenommen worden, wie der Wiesbadener Oberstaatsanwalt  Hartmut Ferse bestätigte. (SZ vom 5.4.2011)

Ob Herr Jahns mit seinen eventuell nur zum Teil legalen Methoden nicht doch ein Vorbild für die Management-Elite von morgen ist, sei mal dahingestellt. Im Fall „Baron zu Guttenberg“ wurde ja auch deren ziemlich herrschaftsgewisser Habitus deutlich, nach dem Motto: Wenn die Elite abschreibt, Steuern hinterzieht, Gelder abzweigt, steht ihr das irgendwie doch auch zu. Hier geht es um die Elite, nicht um Frau Meier von nebenan.  Das aber nur am Rande. Interessanter an der Meldung in der SZ fand ich diese Nebenbemerkung:

Denn während die Landesregierung die private Elite-Hochschule stützt, hat sie ihren staatlichen Unis Kürzungen verordnet – in einem ähnlich hohen Umfang, wie sie die EBS subventioniert. (SZ vom 5.4.2011)

Für den Bau eines neuen Campus und einer juristischen Fakultät in Wiesbaden erhält die European Business School 24 Millionen Euro aus dem hessischen Landeshaushalt. Das ist in der Tat dreist und hat mich ein wenig überrascht. Denn die verschiedenen Versuche in Deutschland, private Hochschulen aufzubauen, hatte bisher ja keinen großen Erfolg. Das Beispiel der EBS ist ein Hinweis, dass die Versuche weitergehen.

Paralell dazu findet aber weiterhin, wie Wolfgang Lieb treffend formuliert, die „funktionellen Privatisierung“ der staatlichen Hochschulen statt. Er schreibt:

Nunmehr [wurde] von den Verfechtern der „unternehmerischen Hochschule“ die öffentlichen Hochschulen von innen heraus privatisiert. D.h. sie werden wie private Hochschulen organisiert und sollen auch wie private Unternehmen auf dem Ausbildungs- und Forschungsmarkt agieren.

Sehr lesenswert in diesem Zusammenhang:

  • Knobloch, Clemens (2010): Wir sind doch nicht blöd! Die unternehmerische Hochschule, Münster.
  • Pongratz, Ludwig A. (2009): Bildung im Bermuda-Dreieck: Bologna – Lissabon – Berlin. Eine Kritik der Bildungsreform, Paderborn.
  • Silomon-Pflug, Felix (2010): Gouvernementale Regierung (in) der Hochschule des 21. Jahrhunderts, Marburg.

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