Kuchenstücke zu verteilen

Harley
„Harley“, cc Thomas Hawk

In dem sehr lesenswerten Artikel Pitbul-Politics von Rainer Trampert in der jungle world werden die geopolitischen Folgen des Konfliktes um die Urkraine eindrücklich und mit globaler Perspektive und historischer Einbettung beschrieben. Eine Analyse der russischen, deutschen und us-amerikanischen Außenpolitik entlang geopolitischer, ökonomischer Interessen und sich gegen einander wendender ideologischer Standpunkte macht deutlich, wie sich die Welt gerade neu sortiert und gibt einen guten Überblick, was sich auf einem großen Teil der weltpoltischen Bühne abspielt.

Im folgenden einige Ausschnitte aus dem Artikel für den schnellen Überblick.

Die USA:

Die USA verhalten sich, an ihren Interessen gemessen, vernünftig. Sie legen vorübergehend eine Auszeit bei Landkriegen ein, um ihre Finanzen zu ordnen, und ziehen mit ihrem Kriegstross nach Asien um. Ihr Militärminister Chuck Hagel erklärte Anfang Juni 2013 auf der Sicherheitskonferenz in Singapur: »Die USA werden ihre strategische Orientierung in Richtung Asien fortsetzen und bis 2020 60 Prozent ihrer Seestreitkräfte in Asien stationiert haben.« Die USA seien dort mit modernsten Waffensystemen präsent, um, wenn nötig, an der Seite ihrer Verbündeten (Japan, Südkorea, Philippinen, Vietnam und anderen) in die Konflikte um Inseln und Meere einzugreifen. China löst die USA vielleicht schon dieses Jahr als stärkste Wirtschaftsmacht der Erde ab und breitet sich aggressiv aus. In Asien prallen die alte und die neue Weltmacht aufeinander. Die USA wollen Chinas Ausdehnung eindämmen und Russland, das zum Störfaktor in Syrien, im Iran und in der Ukraine wurde, schwächen. Dabei gehen die USA in Osteuropa kein Risiko ein. Ihre Wirtschaftsbeziehungen zur Ukraine und zu Russland sind nicht der Rede wert. In der Energieversorgung sind sie nahezu autark, Sanktionen treffen nur die EU und für den Fall, dass ein Krieg ausbricht, sind sie weit genug entfernt.

Russland:

Russland hat getan, was zu erwarten war. Es vereinbarte mit China Gaslieferungen über 400 Mil­liarden Dollar für 30 Jahre und den Bau diverser Transportstrecken. Aber es geht um mehr. China sichert sich viele Rohstoffe aus Russland und Kasachstan (Erdgas, Erdöl, Gold, Uran, Kohle, Kupfer, Eisenerz, Mangan, Chromerz, Nickel, Kobalt, Molybdän, Bauxit) und was vielleicht noch wichtiger ist: Alle Geschäfte werden in chinesischer Währung, dem Yuan, abgewickelt. Es geht also auch um die Bildung eines europäisch-asiatischen Wirtschaftsraums, in dem der Dollar und der Euro als Leitwährungen durch den Yuan ersetzt werden. Das könnte das Ende des lustigen Dollardruckens einläuten. Dazu wurden eine »strategische Sicherheitspartnerschaft« und eine Marineübung vereinbart. Chinas Staatschef Xi Jinping kündigte an, man werde die neue Sicherheitspartnerschaft auf den Iran und Afghanistan ausdehnen.

Deutschland:

Mit Demokratie und moralischer Weihe hat die Politik des Westens nichts zu tun. Die deutsche Politik etwa klagt über den Aufstieg der Faschisten in der EU und reicht ihnen in der Ukraine die Hand. Swoboda verehrt den ukrainischen Faschisten, NS-Kollaborateur und Slawenhasser Stepan Bandera. Genauso wie Viktor Juschtschenko von der »Orangenen Revolution«, der Präsident der Ukraine von 2005 bis 2010 und Freund Europas. Juschtschenko kürte Bandera zum »Helden der Ukraine«. Hillary Clinton, die Putin mit Hitler verglich, schlug Juschtschenko für den Friedensnobelpreis vor. Da Deutschland seine Energieimporte diversifizieren will, um aus vermeintlich moralischen Erwägungen von Russland unabhängig zu werden, besuchte Frank-Walter Steinmeier Katar, um Gas einzukaufen. Katar ist der Mentor der Muslimbruderschaft und diverser Jihadisten von Syrien über den Irak bis Mali, eine Diktatur, die Arbeitskräfte versklavt und Schwule und »unbotmäßige« Frauen misshandelt oder tötet. Katar übertrifft Russland allemal an Grausamkeiten. Saudi-Arabien, das in mehreren Stellvertreterkriegen gegen den Iran um die regionale Vorherrschaft kämpft und von Deutschland aufgerüstet wird, wäre bereit, einen Teil der russischen Öllieferungen zu ersetzen.

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