Verbietet das Bauen!

Eine Streitschrift – rezensiert von Elisabeth Voß

Titel_Fuhrhop_BauenFür seine Streitschrift verwendet Daniel Fuhrhop den Titel, unter dem er bereits als Student 1996 im Architekturmagazin Skyline des Berliner Tagesspiegel einen polemischen Beitrag veröffentlicht hatte. Als Betriebswirt mit jahrelangem Architekturstudium gab er eigene Zeitschriften heraus und gründete den Architekturverlag Stadtwandel. Nach dem Tod eines engen Freundes stellte sich dem engagierten Naturschützer die Sinnfrage, er verkaufte 2013 seinen Verlag und startete den Blog „Verbietet das Bauen“. Im Sommer 2015 erschien nun das gleichnamige Buch.

Das Vorwort hat Uwe Schneidewind vom Wuppertal Institut beigesteuert, der in dem Buch „eine Landkarte für zukunftsweisende urbane Transformationsstrategien“ erkennt. Da Ökoeffizienz oft durch Wachstum kompensiert wird – der sogenannte Rebound-Effekt – sei Suffizienz wichtig, also die reale Minderung des Ressourcenverbrauchs. Fuhrhop liefert laut Schneidewind „einen wichtigen Beitrag zur Suffizienzforschung und -politik“.

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Weniger wachsen? Schrumpfen!

logo-degrowth-headerDass es mit dem auf Ausbeutung, Mord und Naturzerstörung basierenden westlichen Wachstumsmodell nicht ewig so weitergehen kann, ist selbst überzeugten Kapitalismusbefürwortern mittlerweile klar. Aber Schrumpfen klingt nicht gut, und die gute alte Wachstumskritik kommt labeltechnisch auch ziemlich sperrig rüber. Wenn schon nicht das locker luftige „Décroissance“, dann doch wenigstens „Degrowth“: Unter diesem Titel wird 2014 eine große Konferenz in Leipzig in Form von wissenschaftlichen, praxisorientierten und künstlerischen Beiträgen an drei Themensträngen arbeiten: 1. Gesellschaft organisieren. Emanzipatorische Politik. Partizipation. Institutionen. 2. Sozial-ökologisch Wirtschaften. (Re)Produktivität. Commons. Beziehungen zwischen Gesellschaft und Natur. 3. Gemeinschaft leben. Buen vivir. Creative Commons. Wissen & Technologie. Mehr lesen

Was sollte in einer Gesellschaft wachsen?

Dass die Grenzen des Wachstums erreicht sind, haben Donella und Dennis L. Meadows bereits 1972 festgestellt1. Das hat vor einigen Jahrzehnten mal zu einer gesellschaftlich ziemlich radikalen Bewegung geführt. Geschickt wie sie sind, haben staatliche Akteure dieses Thema inzwischen aufgegriffen und mit in ihre politische Suppe gegeben. In den 1990ern wurde dafür das Wort Nachhaltigkeit zu Tage gebracht.

Inzwischen wird die Bedeutung von Wachstum auf Bundestagsebene konkret diskutiert. Eine eigens geschaffene Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität“ wurde ins Leben gerufen und diskutiert nun regelmäßig, ob z.B. wirtschaftliches Wachstum vom Umweltverbrauch ‚entkoppelt‘ werden kann. Großes Thema ist auch die Entwicklung eines „ganzheitlichen Wohlstands- und Fortschrittsindikators“. Denn hier ist inzwischen die Erkenntnis gereift, dass das Bruttoinlandsprodukt nicht wirklich den Wohlstand einer Gesellschaft abbildet.2.

In anderen Gesellschaften wurde das bereits erkannt. Im Bhutan wird das Bruttonationalglück berechnet3 – wenn auch manche Unternehmer_innen hierzulande nur milde lächeln, wenn sie das Wort ‚Glück‘ hören. Der inzwischen weit diskutierte Wohlstandsindikator nimmt Kriterien wie soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz in seinen Meßkatalog mit auf.

Linke Gruppen und Organisationen nehmen sich der Wachstumskritik inzwischen auch gezielter an. Sie finden sich auch auf dem an diesem Wochenende stattfindenden Kongress „Jenseits des Wachstums“ an der Technischen Universität Berlin. Mit dabei ist auch die Rosa Luxemburg Stiftung.

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  1. http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums []
  2. http://www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse17/gremien/enquete/wachstum/index.jsp []
  3. http://en.wikipedia.org/wiki/Gross_national_happiness []

Acosta: Buen Vivir als Verfassungsform

Via Le Monde diplomatique Nr. 9442 vom 11.3.2011: Es ist unmöglich, das Leben zu schützen, wenn wir jene Marktbeziehungen aufrechterhalten, die die Natur in ein Objekt verwandelt haben, das man sich aneignet oder zerstört. Die mechanische und unendliche Anhäufung materieller Güter, die auf einem anthropozentrischen Utilitarismus gegenüber der Natur beruht, hat keine Zukunft. Mehr lesen

Kapitalismus in der Meinungskrise

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung hat ergeben: Die Wirtschaftskrise hat die Deutschen nachdenklicher und wachstumskritischer gemacht. Mag sein, dass die Konjunktur wieder anzieht – aber nur noch ein Drittel der Bürger glaubt daran, dass das Wachstum automatisch auch ihre private Lebensqualität steigern wird. Fast 90 Prozent fordern demgegenüber eine neue Wirtschaftsordnung, in der der Umweltschutz einen höheren Stellenwert hat als bisher und die den sozialen Ausgleich in der Gesellschaft  anstrebt. Mehr lesen