Ernährungssouveränität ist die zentrale Forderung der kleinbäuerlichen Bewegungen in Bangladesch. Angesichts von Klimawandel, Flächenknappheit und Landkonflikten setzen sie sich für eine gerechte Landverteilung und eine selbstbestimmte Agrarproduktion ein. Eigene Parzellen sowie kulturell und ökologisch angepasstes Saatgut sehen sie als Basis für die Nahrungsmittelversorgung. Die Bewegungen verfolgen ihre Ziele gegebenenfalls mit radikalen Mitteln: Sie besetzen und bewirtschaften Land, das ihnen laut Gesetz zusteht, aber aufgrund von Korruption nicht übertragen wird.
Der Anbau für den Eigenbedarf und die lokalen Märkte wird durch die Kapitalisierung des Agrarsektors stark gefährdet. Seit der “Grünen Revolution” in den 1960er Jahren nimmt der Einfluss von Saatgut- und Chemiekonzernen beständig zu. Die Abhängigkeit von Dünger, Pestiziden und modifizierten Samen sowie die infrastrukturellen Eingriffe durch Staat und Weltbank haben die Lebensbedingungen der Kleinbäuerinnen und -bauern verändert. Höhere Produktionskosten und sinkende Bodenfruchtbarkeit sind die Schattenseiten der gesteigerten Ernten, die viele in die Verschuldung treibt. Heute gelten drei Viertel aller Bangladeschis offiziell als landlos und haben laut “Kash-Land-Gesetz” Anspruch auf eigene Parzellen. Doch Korruption in Politik und Verwaltung verhindern die Enteignung von Großgrundbesitz und die Übertragung von Staatsflächen.
Der Klimawandel trifft Bangladesch mit am stärksten. Während der Meeresspiegelanstieg die Anbauflächen verknappt, gefährden Stürme, Bodenversalzung und Dürre die kleinbäuerliche Landwirtschaft. Dennoch hält der Staat am Konzept der “Ernährungssicherheit” fest. So soll der transnationale Agrarsektor die Versorgung garantieren und die eigene Landwirtschaft den Weltmarkt beliefern. Exemplarisch steht für dieses Konzept die abgeholzte Küstenregion mit den profitablen Shrimps- und Fischbecken.
Das Filmteam begleitete die internationale „Karawane für Ernährungssouveränität, Klimagerechtigkeit und Frauenrechte“ durch Bangladesch. In den folgenden Monaten wurden die zentralen Themen vertieft: Folgen der Erderwärmung, Einkommen und Eigentum von Kleinbäuerinnen und -bauern, die “Grüne Revolution”, Unterschiede zwischen den Konzepten “Ernährungssouveränität” und “Ernährungssicherheit”, “Land Grabbing” und Landkonflikte sowie Strategien und Kämpfe der Landlosen-Bewegung.
Im Film kommen Kleinbäuerinnen und -bauern, landlose Tagelöhner_innen, Aktivist_innen verschiedener südasiatischer Bewegungen sowie Mitarbeiter_innen von NGOs, Politiker_innen und Wissenschaftler_innen zu
Wort.
“Über den Tellerrand” – Ernährungssouveränität in Zeiten des Klimawandels (HD, 85 Min., BANGL/D 10/2013). Ein Film von Jürgen Kraus und Heiko Thiele. Produktion: Zwischenzeit e.V., Münster. Verkaufspreis (ohne Versandkosten): DVD: 13 €, Blu-Ray: 15 €. Von jedem verkauften Film gehen 2 € an die Landlosen-Bewegungen in Bangladesch. Das Filmteam führt gerne Veranstaltungen mit der Dokumentation durch.
Bestellung und Kontakt: film(at)zwischenzeit-muenster.de. Filmtrailer: www.zwischenzeit-muenster.de.
Quelle: Mitteilung von Zwischenzeit e.V., gekürzt