„Pick up the gun and put the pigs run“

Dieses Lied, das eine Kindergruppe im Rahmen selbstorganisierter Bildungsseminare der Black Panther Party singt, ist in dem Dokumentationsfilm The Black Power Mixtape zu hören. In guten 1,5 Stunden wird Filmmaterial des schwedischen Fernsehens zur Black Power Bewegung von 1967 bis 1975 in den USA gezeigt. Dabei entsteht das differenzierte Bild einer Bewegung, die nicht nur Bürgerrechtsbewegung sondern auch soziale Bewegung war und die USA zumindest vorübergehend mit einem sozial-revolutionären Begehren erschütterte.

Eine schwedische Reporterin interviewt Stokely Carmichaels Mutter. Nach einigen Fragen zur mütterlichen Angst angesichts der Inhaftierungen ihres Sohnes fragt dieser, ob er das Interview weiterführen darf. Sie übergibt ihm das Mikrofon und er kommt auf die Lebensverhältnisse zu sprechen, in denen er groß geworden ist: Zu wievielt haben wir in der Dreizimmerwohnung gelebt? Warum war nicht immer Essen für die große Familie mit mehreren Erwachsenen und Kindern da? Warum war Vater als Zimmerer immer der erste, der gekündigt wurde, wenn die Aufträge ausgingen? Armut und Rassismus gingen für Stokely Carmichael von Anfang an Hand in Hand.

Zu sehen ist auch ein Interview mit Angela Davis im San Rafael Country Prison 1970/1971, wo sie das Todesurteil befürchten musste:

„Sie fragen mich, ob ich Gewalt gutheiße. Ich finde das unglaublich. Wer mir diese Frage stellt, hat keine Ahnung, was Schwarze in diesem Land erdulden mussten, seit der erste Schwarze aus Afrika abtransportiert wurde.“

Sie berichtet anschließend, wie in dem Ort ihrer Kindheit 1963 vier Nachbarsmädchen bei einem blutigen Anschlag durch Kleinstadt-Rassisten ermordet wurden. Daraufhin bewaffneten sich die Männer in ihrem Wohnviertel und liefen Nachts Patrouille.

Stokely Carmichael, Vorsitzender des Student Nonviolent Coordination Committees bringt es in einer seiner im Film dokumentierten Reden auf den Punkt, wenn er sagt, dass Martin Luther Kings gewaltfreie Bürgerrechtsbewegung niemals auch nur angehört worden wäre, hätte es nicht auch eine militante Bewegung gegeben. Die Begründung ist denkbar einfach:

„Gewaltlosigkeit funktioniert nur, wenn der Gegner ein Gewissen hat. Das haben die USA nicht!“

Der Film zeigt die Macht der Black Power Bewegung und ihr jähes Ende.Etliche Sprecher der Plack Power Bewegung waren bis Anfang/Mitte der 1970 ermordet oder verhaftet worden, andere im Exil. Zu dieser Zeit begann u.a. das FBI die Schülerläden und Frühstücksausgaben der Panther zu torpedieren und die Wohnviertel der Schwarzen systematisch mit Drogen zu überschwemmen. Gleichzeitig erfuhr die Nation of Islam einen enormen Zulauf. Sie gab sich zu dieser Zeit unpolitisch. Die breit in der Bevölkerung verankerte Black Power Bewegung kam quasi zum Stillstand.

Die plusminus vierzig Jahre alten Bilder werden von überlebenden Zeitzeugen der damaligen Kämpfe kommentiert. Einer berichtet, wie er, nachdem er 40 Jahre alte Reden von Stokely Carmichael gehört hatte, am Flughafen einem ausführlichen Verhör unterzogen wurde. Wie machtvoll die Black Power Bewegung war, wird spätestens an dieser Stelle im Film, der vielleicht nur noch kurze Zeit in Berliner Kinos zu sehen sein wird, klar.

Hinterlasse eine Antwort