In eigener Sache

Die Webseite wemgehoertdiewelt.de (wgdw) war ein aus der Rosa-Luxemburg-Stiftung angestoßenes und lange Jahre von dort gefördertes Projekt. Anfang der 2000er Jahre fingen wir an, damit dem Druck der neoliberalen Privatisierungsspolitik in Berlin und in Folge des Anschlusses der DDR in Gesamtdeutschland etwas entgegen zu setzen. Durch die Sammlung von Nachrichten, Rezensionen und Kritiken im Blog über einen längeren Zeitraum hinweg, durch die Sortierung in Rubriken und Schlagworten, konnten wir schon vor der sogenannten Krisenpolitik 2008ff zeigen, dass es sich nicht um vereinzelte Privatisierungsprojekte handelt, sondern dass durch diese hindurch ein systemischer Angriff stattfindet, in dessen Folge die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden. Heute hat der Klassenkampf von Oben einen Namen: Austeritätspolitik.

Auf dem Blog ging es dabei immer um drei Dinge:

Erstens war wgdw ein exemplarisches Protokoll der neoliberalen Herrschaft auf der Basis vermeintlich sachzwänglich gebotener Enteignungen von oben („Privatisierung“). Dabei ging es nicht zuletzt um die destruktive soziale Logik der Institution des Privateigentums auf Subjektebene.

Zweitens war es eine Sammlung von Nachrichten gegen diese Sachzwangmentalität und ihre Folgen: Kontinuierlich hatten wir die verschiedensten Aufstände und Initiativen Betroffener gegen ihre Zurichtung und Enteignung im Blick.

Und drittens betrieben wir Analyse und Kritik, auf der Suche nach Theorien und Praxen für jenseits des autoritären Privateigentumsregimes. Unter den Begriffen des Öffentlichen, der Commons und der Solidarische Ökonomie fassten wir die Wünsche und Begehren, aber auch die ganz konkreten praktischen Bemühungen um Leben und Arbeiten über die kapitalistische Zwangswelt hinaus zusammen.

Die RLS stellte allerdings die finanzielle Förderung von wgdw mit dem Jahr 2015 ein – statt sie auszweiten und so den Defiziten jeder Bloggerei wenigstens in der Tendenz abzuhelfen. Das führte dazu, dass die Arbeit am Blog weit nach unten rutschen musste auf unseren Prioritätslisten, weil nun meist zuerst anderes zu erledigen war.

Die Themen von wgdw blieben aktuell, teilweise aktueller denn je: Mit dem Verarmungslabor Griechenland wurde die autoritäre Privatisierungspolitik von der Hauptstadt der Privatisierung aus auf die europäische Ebene gehobenen und dort als Modus Vivendi festgeschrieben. Die Commons wären zunehmend auch kritisch in den Focus zu nehmen, denn dort, wo sie nur noch caritativ (immerhin, zwar, aber…) die Folgen des sozialen Kriegs abfangen, führen sie nicht über den Kapitalismus hinaus, sondern zementieren dessen Elend. Sharing-Praxen erwiesen sich ebenfalls als zweischneidiges Schwert: Sind sie von unten, dezentral uns selbstbestimmt organisiert, dann kann commoning ein starkes Mittel des solidarischen Miteinanders darstellen. Zunehmend beobachten wir jedoch profitorientierte „Sharing“-Angebote großer Konzerne oder Internet-Plattformen ausschließlich an diejenigen, die einen zahlungskräftigen Bedarf haben. Die (globalen) sozialen Auseinandersetzungen gewannen und werden weiter an Schärfe gewinnen, Stichwort: tödliche EU-Außengrenze als Grenze der Migration, – auch wenn das in der BRD vielleicht noch eher „nur“ auf der politischen Ebene (AFD!) zu spüren ist und volkswirtschaftlich so getan werden kann, als sei die Krise vorbei: Deutschland als ganzes scheint bis auf weiteres als Kriegsgewinnler durchzukommen. Die Umverteilung läuft Netto beschleunigt von Unten nach Oben. Und unten dürfen wir uns gegenseitig in kaputtkonkurrieren.

Das alles wird also anderswo berichtet, eingeschätzt und kritisiert werden. Als Archiv wird wgdw nicht nur mit ausgesuchten Artikeln und Bonmots online bleiben.

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