Arbeiter_innen organisieren sich und ihre Gewerkschaften

Vor kurzem war auf diesem Blog die Nachricht von der Besetzung und Selbstverwaltung eines Krankenhauses in Griechenland zu lesen. Auf der gestrigen Veranstaltung „Griechenland: Demokratie unter Beschuss“ im IG Metall Haus Berlin wurden u.a. zwei weitere Beispiele vorgestellt. Arbeiter_innen und Gewerkschafter_innen aus der Stahlindustrie und Zeitungsproduktion berichteten von ihrem Streik, den Betriebsbesetzungen und der Organisation der Selbstverwaltung.

Panagiotis Katsaros, Stahlarbeiter bei „Chalyvourgia Elladas“ berichtete von der Besetzung des Stahlwerks und dem seit 135 Tagen andauernden Streik. In täglichen Versammlungen entscheiden die Arbeiter_innen über die nächsten Schritte. Der Streik wird von den einzelnen betrieblichen Basisorganisationen der griechischen Metallgewerkschaft betragen.

Es geht um die Verteidigung der Rechte der Beschäftigten, gegen Lohnkürzungen und für den Erhalt von Tarifverträgen. Und:

Griechenland ist der Anfang. Es geht um die Organisierung der Arbeiterklasse insgesamt und der Kampf in den griechischen Stahlwerken könnte für ganz Europa ein Vorbild sein.

Konstantina Daskalopulou, Journalistin für „Eleftherotypia“, einer der größten linken Zeitungen in Griechenland, berichtete von dem Kampf der Medienarbeiter_innen. Lohnkürzungen bis zu 40%, ausstehende Löhne bis zu einem Jahr, Selbstzensur und Repression führen zu Problemen der Freiheit der Presse.

Die Belegschaft von „Eleftherotypia“ hat in einer allgemeinen Generalversammlung der Journalist_innen, Drucker_innen und Kolleg_innen aus der Verwaltung den Streik beschlossen. Sie haben eine gewählte Arbeitskomission eingesetzt. Diese übernimmt Aufgaben der Koordination des Arbeitskampfes, der Zusammenarbeit mit den Anwält_innen, anderen Presseunternehmen und den Gewerkschaften.

Nach einigen kurzen Streiks und Diskussionsveranstaltungen befinden sie sich nun im permanenten Streik und der Selbstverwaltung des Zeitungsunternehmens. Am 15.2.2012 erschien die erste Streikausgabe, die sich 31.000 Mal verkaufte. Die 800 Beschäftigten haben erfahren, dass sie selbstbestimmt arbeiten und ihren Zeitungsbetrieb verwalten können. Sie haben eine einstweilige Verfügung der Geschäftsführung abschmettern können. Die zweite Ausgabe ist erschienen.

Die sehr spannende Veranstaltung ist heute Abend in Lübeck zu sehen, am 15.3.2012 in Hannover und am 16.3.2012 in Hamburg.

Eine der nächsten Veranstaltungen zum Thema politische Streiks findet in Berlin am 5.5.2012 bei der Rosa Luxemburg Stiftung statt. (Der ursprüngliche Termin war der 12.5., jedoch wurde die Veranstaltung vorverlegt. Siehe Kommentar von Florian Wilde.)

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