Entschädigung vor Rückgabe

Arisiertes jüdisches Eigentum? Danach wird in Leipzig 1981 nicht gefragt. Heute schon. CC BY-SA 3.0 CC BY-SA 3.0 by. leberpieps
Arisiertes jüdisches Eigentum? Danach wird in Leipzig 1981 nicht gefragt. Heute schon. CC BY-SA 3.0 CC BY-SA 3.0 by leberpieps

Die Jewish Claims Conference (JCC) hat einen 50-Millionen-Dollar-Fond für jüdische Familien, denen Eigentum auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gehört, eröffnet. Eine etwa 1.500 Seiten umfassende Liste mit Namen und Firmennamen gibt Auskunft darüber, welche Menschen durch die nationalsozialistische Verfolgung und der damit einhergehenden Arisierung, ihre Wohnungen, Häuser, Firmen und Geschäfte samt Einrichtungen verloren haben und gegenüber der DDR keine Entschädigung einfordern konnten.

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’s brent! – 1. und 3. September in Berlin

Brennende Synagoge in Litauen, Juni 1941, Bundesarchiv, Bild 183-L19427, Zoll, cc-by-sa

Hier hatte ich nebenbei schon einmal darauf hingewiesen, nun also die gesamten Infos zu einer zweiteiligen Veranstaltung des Bildungswerks für Friedensarbeit e.V.:Unter dem Titel ’s brent! – Faschismus, Widerstand und Gedenkpolitik in Litauen und Deutschland (Flyer als pdf) hat das Bildungswerk einige interessante Referenten eingeladen: an erster Stelle sicher die ehemalige jüdische Partisanin Fania Brantsovskaya, die am 1. September über ihre Zeit im Vilnaer Ghetto und bei den Partisanen spricht. Zusätzlich schildert der Historiker Christoph Dieckmann die Vorgeschichte des Holocaust in Litauen, dessen weitere Etappen, sowie die Rolle der Besatzer und litauischen Kollaborateure.

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Ungern in Ungarn

Budapest, Festnahme von Juden

Festnahme jüdischer Frauen im Oktober 1944 in Budapest, Quelle: Wikipedia

Der Leiter der Budapester Holocaust-Gedenkstätte, Laszlo Harsanyi, ist auf Druck der Fidesz-Regierung entlassen worden. „Grund“ ist ein fadenscheiniger Bilderstreit, tatsächlich will die Fidesz-Regierung das faschistische Regime um Miklós Horthy in ein besseres Licht rücken (jW berichtete). Imre Kertész hatte den ungarischen Antisemitismus 1997 so beschrieben:

Die an einem Vaterkomplex leidende, sadomasochistisch perverse osteuropäische Kleinstaatenseele kann, wie es scheint, nicht ohne den großen Unterdrücker leben, auf den sie ihr historisches Missgeschick abwälzt, und nicht ohne Sündenbock der Minderheiten, an dem sie all den Hass und all das Ressentiment, das der tagtägliche Frust erzeugt, abreagiert. Wie soll einer, der permanent mit seiner spezifisch ungarischen Identität beschäftigt ist, ohne Antisemitismus zu einer Identität gelangen? Was aber ist das ungarische Spezifikum? Zugespitzt formuliert, lässt es sich nur durch negative Charakteristika bestimmen, deren einfachstes – redet man nicht um die Sache herum – so lautet: Ungarisch ist, was nicht jüdisch ist. Nun gut, was aber ist jüdisch? Das ist doch klar: was nicht ungarisch ist. Jude ist der, über den man in der Mehrzahl reden kann, der ist, wie die Juden im allgemeinen sind, dessen Kennzeichen sich in einem Kompendium zusammenfassen lassen wie die einer nicht allzu komplizierten Tierrasse (dabei denke ich natürlich an ein schädliches Tier, das – schiere Irreführung – ein seidiges Fell hat) usw.; und da „Jude“ im Ungarischen zum Schimpfwort geworden ist, macht der als Kollaborateur ehrenhaft ergraute politische Redner und schnell gebackene Ungar einen Bogen um den heißen Brei und benutzt das Wort „Fremder“ – doch weiß jedermann, wer gegebenenfalls seiner Rechte beraubt, gebrandmarkt, geplündert und totgeschlagen wird.1

 

  1. zitiert nach dem Essay „Der Antisemitismus in Ungarn. Nur Polit – Folklore?“ von Magdalena Marsovszky []