Was gegen Eigentum spricht

„Mieten“ ist eine kulturelle Errungenschaft, etwas Hochdemokratisches. Es geht nicht immer nur um den Eigentumserwerb. (Berliner Zeitung, 22.5.2014)

Vogelhaus
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Ein Film über Rebellen läuft derzeit in Berliner Kinos und porträtiert die Menschen, die sich seit vielen Jahren um bezahlbaren Wohnraum in Berlin engagieren. Der Film „Mietrebellen“ von Gertrude Schulte Westenberg und Matthias Coers zeigt die Kämpfe und die Menschen dahinter.

Zur Miete wohnen können ist kein naturgegebener, sondern ein erkämpfter demokratischer Zustand, wie es Matthias Coers in dem zitierten Interviewausschnitt in der Berliner Zeitung auf den Punkt bringt. Dinge die Allgemeingut sind und bleiben sollen, waren und sind umkämpft. Eigentum an Wohnraum ist nicht verwerflich, aber im Sinne einer emanzipativen Gestaltung von Wohn- und Lebensverhältnissen in der Stadt kontraproduktiv.

Der Film möchte verdeutlichen, dass alle Menschen in Berlin von steigenden Mieten und Kosten für Wohnraum bei rückläufigem Lohn betroffen sind. Und er möchte klar machen, dass Mieter*innen handlungsfähig sind und ihre Handlungsmöglichkeiten erweitern können:

Mieter und Mieterinnen haben sich auch mittlerweile vor Wissen über die Möglichkeiten zum Kampf angeeignet und sind bei Weitem nicht wehrlos. (Berliner Zeitung, 22.5.2014)

 

Im Neuen Deutschland wird der Film zusammen mit dem Buch über „Zwangsräumungen verhindern“ von Peter Nowak besprochen.

Neben möglichen Erfolgen wie der Verhinderung einer Zwangsräumung führt das auch zu einer veränderten Sichtweise auf die sozialen Probleme der von Wohnungsverlust Betroffenen oder Bedrohten. Es geht darum, der »Pathologisierung der persönlichen Probleme« eine andere Erzählung entgegenzuhalten, betont die Stadtsoziologin Karin Baumert in einem der Texte. Nicht das eigene Versagen, sondern der kapitalistische Verwertungsdruck ist für den drohenden Wohnungsverlust verantwortlich. An Stelle der Konkurrenz um Wohnraum bieten die Protestinitiativen Solidarität und Hilfe an.

 

In der Berliner Zeitung antwortet Coers auf die Frage, wie er die Perspektive für Berlin einschätzt:

Berlin ist an einem Punkt, an dem sich das alles noch ändern lässt. Noch klingt kommunaler Wohnungsbau wie eine Utopie, aber in Wien funktioniert es auch. (Berliner Zeitung, 22.5.2014)

Der Film kann für Schulaufführungen oder für das lokale Kinoprogramm gemietet werden. Die Geschichte des kommunalen Wohnungsbaus in Wien kann man nachgelesen.

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