Was ist eigentlich an der Bahn noch zu privatisieren?

Zugegeben. Die Bahn lässt sich tatsächlich nicht anmerken, dass sie eigentlich ein Unternehmen des Bundes, eigentlich also in „öffentlicher Hand“ ist. Die Verbindung der Rückendeckung durch den Bund mit unternehmerischer Kaltschnäutzigkeit treibt ja immer wieder interessante Blüten, für die regelmäßig die Öffentlichkeit zu zahlen hat – siehe der Skandal um die Berliner S-Bahn. Heute nun berichtet die FTD, dass die Bahn Arriva Deutschland aus kartellrechtlichen Gründen verkaufen muss. Unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung einer ausgeglichenen Infrastruktur ist es ohnehin skurril, was da passiert. Arriva Deutschland ist ein Tochterunternehmen der britischen Arriva plc. Das Unternehmen ist seit 2004 in Deutschland aktiv und betreibt Bus- und Bahnlinien. Letztere hat sie der DB u.A. durch Gewinn von Ausschreibungen abgenommen. Schon diese Seite der Geschichte des Unternehmens ist interessant, zeigt sie doch den Rückzug des Bundesunternehmens Bahn aus der Fläche. Der Verkauf des Käufers eines Teils öffentlich produzierter Infrastruktur hat schon etwas.
Einer der Interessenten ist Veolia, ein starker Konkurrent der Bahn. Auch dieses Unternehmen ist Profiteur der Privatisierung des öffentlichen Gutes „autofreie Mobilität“. Die Bahn strebt nach Angaben der FTD allerdings einen Verkauf an ein Konsortium des italienischen Unternehmens Trenitalia und des luxemburgischen Infrastrukturfonds Cube, wobei letzterer die treibende Kraft sein soll. Auch Veolia hat sich mit einem Fonds verbündet – dem Fonds Antin, hinter dem BNP Paribas steht.
Wie man sieht, hat die Finanzbranche die Krise gut überstanden. Und: eigentlich ist der Bahnverkehr in Deutschland schon privat – sei es über ein formell bundeseigenes Unternehmen oder ein „richtiges“ Privatunternehmen.

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